Was jemand unter "Historischem Fechten" versteht, ist bei Erstkontakt mit der Sportart oft ziemlich unterschiedlich. Nicht selten wird die Vorstellung recht stark durch die Darstellungen in Film und Fernsehen geprägt, die meist mehr auf dramatischen Wow-Effekt abzielen als auf historisch authentische Techniken. Das wirkt sich auch auf die Erwartung dazu aus, wie unser Training wohl aussieht. Auf dieser Seite möchten wir daher kurz zusammenfassen, was wir eigentlich genau machen.
Wir haben uns auf den Säbel des 18. und 19. Jahrhunderts und das Lange Messer spezialisiert und haben dabei den Anspruch, den historischen Techniken so nahe zu kommen wie möglich.
Davon ausgehend, dass die besten Quellen zur Kampfkunst einer bestimmten Epoche die Fechtbücher zeitgenössischer Meister sind, orientieren wir uns an schriftlichen Originalquellen der entsprechenden Zeit. Beim Säbel sind das vornehmlich "The Art of Defence" und Alfred Huttons "Cold Steel", beim Langen Messer sind es Johannes Lecküchners "Kunst des Messerfechtens" und das anonyme Glasgow-Fechtbuch.
Uns geht es darum, den Inhalt der historischen Quellen zu verstehen und das Geschriebene durch Interpretation in Bewegung umzusetzen. Entscheidend ist, ob das Ergebnis plausibel und im freien Gefecht umsetzbar ist - erst dann werden die Techniken unter Berücksichtigung moderner didaktischer und sportwissenschaftlicher Erkenntnisse im Rahmen des Trainings vermittelt und verfeinert.
Auch dann ist das Training allerdings nicht in Stein gemeißelt, sondern verändert sich durch neue Erkenntnisse. Grund dafür ist die Schwierigkeit bei der Interpretation historischer Quellen: Unterschiedliche Fechtbücher benutzen zum Teil unterschiedliche Begrifflichkeiten, und zum Teil stolpern moderne Leser:innen über Worte, die zum Zeitpunkt der Publikation Allgemeinwissen waren und dementsprechend vom Verfasser nicht weiter erklärt werden. Oder eine Beschreibung ist nicht eindeutig und wird daher je nach Interpret:in teils in unterschiedliche Bewegungsabläufe umgesetzt. Es ist daher notwendig, unsere Interpretationen immer wieder zu hinterfragen.